Jahresschlussansprache des Präses der HANDELSKAMMER HAMBURG Frank Horch vor der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e. V. am 31. Dezember 2009 in der Handelskammer Hamburg

"Nicht die Politik ist das Schicksal, sondern die Wirtschaft."
An diesen Worten von Walther Rathenau mögen vielleicht manche zweifeln in einer Zeit, in
der infolge der schwersten Welt-Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit Staatseingriffe in die
Wirtschaft an der Tagesordnung sind. Rathenaus Aussage gilt gleichwohl, sonst wären
diese Eingriffe schon in ihrem Umfang nicht gerechtfertigt gewesen. Nach den Erfahrungen
des 20. Jahrhunderts besagt die moderne politische Erkenntnis längst: Eine leistungsfähige
Wirtschaft ist und bleibt Garant von Frieden im Inneren wie im Äußeren und ist Grundlage
aller Bereiche der Lebensentfaltung.
Eine leistungsfähige Wirtschaft, die individuelle Chancen eröffnet und Frieden im Inneren
wie im Äußeren erhält, muss sich jedoch an einem Regelwerk orientieren, das sowohl der
ökonomischen Vernunft als auch ethischen Maßstäben gerecht wird.
Blicken wir zunächst auf die aktuelle weltwirtschaftliche Entwicklung, so ist festzustellen,
dass viele Stimmungsindikatoren wieder nach oben weisen. Auftragseingänge und
Produktion steigen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Der Welthandel nimmt wieder leicht
zu. Die Konjunkturforscher erwarten für 2010 ein Wirtschaftswachstum von weltweit gut 2
Prozent und einen Anstieg des realen Welthandels um gut 5 Prozent. Das sind gute
Nachrichten! Kurzum: Die internationale Arbeitsteilung wird sich – wenn auch zunächst mit
etwas gebremster Dynamik –, fortsetzen. Voraussetzung dafür sind nicht zuletzt
funktionsfähige Weltfinanzmärkte, deren bisheriger Rahmen sich leider nicht als
krisenverhindernd oder –dämpfend erwiesen hat.
Was ist zu tun? Zunächst geht es um die Wiederentdeckung des gesunden
Menschenverstandes, das heißt: Keine unverantwortlichen Beleihungen über den Wert der
Sache hinaus und kein gepriesener Verkauf von Anlageprodukten, um nicht zu sagen
sogenannten Finanzinnovationen, die der verkaufende Banker selbst nicht versteht. Sofern
die Finanzwirtschaft diesen Umstand nicht in den Griff bekommt, werden wir um einen TÜV
für Finanzprodukte nicht umhinkommen. Dieser darf das Regulierungsdickicht nicht
erhöhen, er muss sich aber gegebenenfalls der bislang regulierungsfreien Bereiche
annehmen.
Dabei dürfen wir nicht übersehen, dass die Krise auch auf einem Versagen der staatlichen
Aufsichtsinstrumente beruht. Die Finanzblase wurde nicht rechtzeitig erkannt, und die Aufsichtsinstrumente mussten durch beherztes Eingreifen der Bundesregierung übertrumpft
werden.
Neben der Straffung der nationalen Aufsichtsstruktur, gerne unter Führung der
unabhängigen Bundesbank, gilt es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit effizient zu
verzahnen. Der G20-Gipfel in Pittsburgh hat hierzu richtige Schritte vereinbart. Wir brauchen
eine internationale Übereinkunft über Höhe und Natur der Eigenkapitalausstattung der
Banken, ohne dass diese Vorschriften in ihrer Anwendung auf den Kreditmärkten
krisenverschärfend wirken. Die Rating-Agenturen gehören auf den Prüfstand, und wir
brauchen entsprechende Einrichtungen, die die europäischen Verhältnisse kennen. Das
alles ist in die Zukunft gedacht. Einstweilen laborieren wir noch an den Wunden der Krise,
die uns noch lange beschäftigen werden. Vor diesem Hintergrund hat sich in Hamburg
unsere seit 2007 bestehende Initiative "Finanzplatz Hamburg" und die mit ihr geschaffene
Vernetzung von Unternehmen und Politik als sehr hilfreich erwiesen.
Zur Stabilisierung des Finanzsystems leistet der Staat mit den Garantien zur Refinanzierung
der Banken und zur Eigenkapitalstärkung Hilfe zur Selbsthilfe, ohne die betroffenen Akteure
aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Angesichts der Milliardenbeträge, um die es dabei
geht, kann ich den Unmut einer soliden Bank, eines im harten Wettbewerb stehenden
Mittelständlers, das Unverständnis des Leiters eines kleinen Theaters, dem Kürzungen
staatlicher Zuschüsse um einige zehntausend Euro drohen, oder das Gefühl der
Ungerechtigkeit bei einem Rentner angesichts möglicher "Nullrunden" gut verstehen.
Dennoch: Es ging nicht darum, dem Finanzsektor Geschenke zu machen. Es ging und geht
ausschließlich darum, unser wirtschaftliches System insgesamt zu sichern, zu dem es keine
Alternative gibt. Die eingreifende Hand des Staates spielte und spielt als Brückenbauer aus
der Krise eine wichtige Rolle. Mit der Rückkehr in normales wirtschaftliches Fahrwasser
rückt die Frage nach Rückzugs-Strategien des Staates zunehmend ins Blickfeld. Denn
richtig bleibt: Der Staat ist, wie das Beispiel einiger Landesbanken leider beweist, weder der
bessere Banker noch der bessere Unternehmer. Eine zeitlich begrenzte staatliche
Unterstützung oder eine Beteiligung an einem Unternehmen kann dann sinnvoll sein, wenn
es eine gute Prognose im Wettbewerb hat und wenn systemische Bedeutung für einen
Sektor oder einen ganzen Wirtschaftsstandort vorliegt.
Was wir aber abwehren müssen, sind strukturerhaltende Maßnahmen und Staatshilfen für
Firmen, die wegen fehlender nachhaltiger Perspektiven in Bedrängnis kommen. Der Staat
darf nicht die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft außer Kraft setzen. Das wäre das Ende von Markt- und der Einstieg in die Staatswirtschaft. Es bleibt daher dabei: Es gibt
Risiken, die vom Unternehmer selbst getragen werden müssen. Wer Gewinne privatisiert
und Verluste zu sozialisieren trachtet, der handelt nicht wie ein ehrbarer Kaufmann! Mehr
denn je gilt, dass wirtschaftliche Freiheit zwingend moralischer Normen bedarf, damit mit ihr
verantwortungsvoll umgegangen wird. Wenn Investmentbanker, die für tiefrote Zahlen
verantwortlich sind, vor Gericht um Millionen-Sonderzahlungen streiten – und sie auch
erhalten – kann ich die öffentliche Empörung gut nachvollziehen. Private
Gewinnmaximierung einiger Manager ungeachtet ihres massiven Fehlverhaltens und ihrer
zweifelhaften fachlichen Fähigkeiten sowie die ungebremste Subventionsmentalität einiger
im Unternehmerlager haben das Vertrauen in die wirtschaftlichen Eliten erschüttert. Die
Tatsache, dass einige Unternehmer beziehungsweise Manager gravierende Fehler gemacht
haben, rechtfertigt aber nicht, das Unternehmertum in seiner Gesamtheit schlecht zu
machen.
Ich betone deshalb genauso deutlich: Die überwältigende Zahl der Unternehmer geht ihren
Geschäften verantwortlich nach, tut ihre Arbeit und leistet ihren Beitrag zur Beschäftigung
und Wertschöpfung, ohne die die Gesellschaft einschließlich Kultur, Bildung und Sozialstaat
nicht leben könnte. Unser Wohlstand beruht dabei weiterhin maßgeblich auf der
internationalen Arbeitsteilung.
Unsere Handelskammer hat auch im zu Ende gehenden Jahr die außenwirtschaftliche Rolle
unseres Standortes weiter intensiv gepflegt, – bei gemeinsamen Delegationen von Senat
und Wirtschaft in die USA, Lateinamerika, Skandinavien und auf die arabische Halbinsel,
durch Gespräche mit ausländischen Staatsgästen, Konsulaten und Geschäftspartnern und
nicht zuletzt mit einer Vielzahl außenwirtschaftlicher Veranstaltungen.
Dabei haben wir auch immer wieder deutlich gemacht, dass der freie Welthandel mehr
Wohlstand schafft, als es eine geschlossene Volkswirtschaft allein für ihre Bürger je könnte.
Einem Bericht der EU-Kommission zufolge haben allerdings die Haupthandelspartner der
EU allein zwischen Herbst 2008 und Herbst 2009 über 220 neue Handelshemmnisse
geschaffen. Der aufkeimende Protektionismus ist daher eine große Gefahr, der wir
gegenwärtig gegenüberstehen. Der Rückzug auf nationales Terrain ist keine Lösung. Was
wir brauchen, das ist ein fairer Freihandel auf der Basis eines neuen
Welthandelsabkommens.
Zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung gehört auch ein globaler Klimaschutz, in den
zwingend alle Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer wirksam einbezogen werden. Der nach allem, was man lesen kann, nicht sehr professionell abgelaufene Kopenhagener
Klimagipfel hat die Welt auf diesem Weg so gut wie keinen Schritt vorangebracht. Die sehr
rasch voranschreitende Veränderung des Weltklimas mit großen Betroffenheiten zahlreicher
Länder lässt uns aber keine Zeit für Schuldzuweisungen. Auch Alleingänge nützen dem
Weltklima gar nichts. Bei einem Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß von 3 Prozent für
Deutschland und 14 Prozent für die EU wären auch die ehrgeizigsten Alleingänge
ökologisch ohne allzu großen Belang. Ökonomisch hätte es für Wachstum und
Beschäftigung hierzulande aber erhebliche negative Wirkungen.
Deshalb bleibt eine konzertierte Aktion das Gebot der Stunde. Und deshalb ist nach dem
Gipfel vor dem Gipfel. Hierzu muss weiter Überzeugungsarbeit, zum Beispiel in den USA
und in China, geleistet werden. Zugleich dürfen wir die Augen nicht davor verschließen,
dass auch die Entwicklungsländer das Recht auf Entwicklung und, das heißt, ein Recht auf
Emissionen haben. Wir müssen ihnen helfen, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass
Wachstum und Klimaschutz auch dort vereinbar sind. Das ist eine Frage von
Bewusstseinsbildung und der konkreten Qualifikation der wirtschaftenden Menschen.
Für eine solche Entwicklungspolitik steht auch das Madagaskar-Projekt unserer
Handelskammer, mit dem wir dort das System der dualen Berufsausbildung eingeführt
haben und weiter ausbauen. Dieses Projekt ist auf dem diesjährigen Weltkongress der
Internationalen Handelskammer in Kuala Lumpur als weltbestes Kammerprojekt
ausgezeichnet worden. Ich denke, darauf können wir zu Recht ein gutes Stück stolz sein!
Ebenso wie die Klima- und Entwicklungspolitik verlangen unsere Aufmerksamkeit die
Konfliktfelder im Nahen Osten, am Horn von Afrika, im Iran und im Irak, der Kampf gegen
den Terrorismus und die kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan, wo unsere
Soldaten Anspruch auf situationstaugliche Einsatzregeln haben. Sonst handeln wir
unverantwortlich und gefährden am Ende die gesellschaftliche Akzeptanz dieses Einsatzes.
Auch 60 Jahre nach ihrer Gründung bleibt die NATO wesentlicher Eckpfeiler unserer
gemeinsamen Sicherheit in der transatlantischen Gemeinschaft, die durch die inzwischen
wieder mehr multilaterale Politik der Vereinigten Staaten eher gestärkt wird. Für Europa
bedeutet dies aber auch, mehr weltpolitische Verantwortung zu übernehmen.
Mit dem Lissabon-Vertrag verbessert die Europäische Union auch hier ihre
Handlungsfähigkeit. Bessere Strukturen allein aber sind – wie wir wissen – noch kein Garant
dafür, dass Europas Politiker auch den Willen zu einheitlichem Handeln aufbringen. Es bleibt abzuwarten, wie Europas erster Ratspräsident und Europas erste Außenministerin –
auch wenn sie nicht so heißen darf – dazu beitragen, dass der Kontinent als einig
handelnder Akteur in der Weltpolitik wahrgenommen wird. Dabei möge sich die Engländerin
Catherine Ashton als mustergültige Europäerin erweisen. Wie sagte doch der britische
Botschafter in Deutschland, Sir Michael Anthony Arthur, bei seiner Rede anlässlich der
letzten Hamburger Morgensprache: "Die Engländer sind auch Europäer, aber sie haben
sehr eigene Vorstellungen darüber, was das für sie bedeutet."
Und dies gilt nicht nur für die Engländer, wie wir aus dem Ratifizierungsprozess des
Lissabon-Vertrages wissen. Ich freue mich, dass Hamburg künftig mit drei Abgeordneten im
neuen Europäischen Parlament vertreten sein wird, mit denen wir eine enge
Zusammenarbeit pflegen wollen. Unser Wirtschaftsstandort braucht gerade in Brüssel und
Straßburg eine starke Stimme. Denn in den für Hamburg wichtigen Bereichen wie Hafen,
Verkehr und Außenhandel wird Wirtschaftspolitik maßgeblich vom Europäischen Parlament
gestaltet.
Zu einem Stück europäischer Identität ist für uns in den letzten 10 Jahren der Euro
geworden. Er hat sich auch und gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise als Stabilitätsanker
erwiesen und strahlt eine Stärke aus, die es bei 16 verschiedenen Währungen mit ihrer
Spekulationsanfälligkeit nicht gegeben hätte. Der Euro hat in der Krise seine Feuertaufe
bestanden. Zugleich sieht er sich jetzt einer Reihe von Schwelbränden gegenüber.
Die Mitgliedstaaten der Eurozone haben alle ihre Neuverschuldung drastisch angehoben
und liegen ausnahmslos mehr oder weniger deutlich oberhalb der Referenzwerte, die der
Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgibt. Nun mögen außergewöhnliche Umstände wie die
derzeitige Krise manche außergewöhnliche Maßnahme rechtfertigen. Die Haushaltsmisere
Griechenlands allerdings ist im Kern eben nicht Folge der aktuellen wirtschaftlichen
Entwicklung, sondern Ausdruck eines langjährigen Mangels an fiskalpolitischer Disziplin.
Unverändert gilt: Der Stabilitätspakt darf nicht aufgegeben werden. Die nachhaltige
Bewältigung der Krise erfordert es, bei sich erholender Konjunktur die geldpolitischen Zügel
wieder anzuziehen und die Maastricht-Kriterien mit der notwendigen Konsequenz
anzuwenden. Entsprechend steht die Europäische Zentralbank mit ihrer Geldpolitik vor der
Aufgabe, mit Blick auf das bestehende Inflationspotenzial rechtzeitig den Hebel umzulegen
und zu finanzpolitischer Normalität zurückzukehren. Sie wird dabei auf Kritik stoßen: Zum
einen, weil eine Lockerung der Geldpolitik immer auf deutlich größere Zustimmung stößt als
umgekehrt.
Zum anderen, weil der wirtschaftliche Aufschwung nicht in allen Ländern der Euro-Zone
gleichmäßig verlaufen wird. Der Unabhängigkeit der europäischen Zentralbanker muss
deshalb unsere volle Unterstützung gehören, denn Geldwertstabilität, meine Damen und
Herren, ist nicht verhandelbar! Für das kommende Jahr ist in Deutschland mit einem
bescheidenen Wirtschaftswachstum von knapp eineinhalb Prozent zu rechnen. Dem steht
allerdings ein bislang beispielloser Rückgang in 2009 von rund 5 Prozent gegenüber.
Deshalb muss weiterhin mit erheblichen Auswirkungen auf die Beschäftigung gerechnet
werden. Die Unterkühlung der deutschen Konjunktur ist für viele nicht mehr
lebensbedrohlich, doch auf eine normale Temperatur hat sich das Konjunkturthermometer in
Deutschland noch längst nicht wieder eingependelt.
Besorgnis erregend ist, dass die Unternehmensfinanzierung vor dem Hintergrund
schwacher Bilanzen des Krisenjahres 2009 im Jahr 2010 unter schwierigen Vorzeichen
stehen wird. Darauf deuten auch unsere Umfragen hin. Wir müssen daher sicherstellen,
dass der wachsende Optimismus von ausreichenden Finanzierungsmitteln begleitet wird.
Das Angebot der Banken auf dem kürzlichen Konjunkturgipfel im Bundeskanzleramt, hierzu
gerade für die mittelständische Wirtschaft einen Fonds aufzulegen, begrüße ich sehr.
Gerade auch Fragen der Finanzierung sind Teil des zusätzlichen Dienstleistungsangebots
unserer Handelskammer, mit dem wir unseren Unternehmen mit Beratung, Vermittlung und
Information helfen wollen, die Krise zu bewältigen. Projektmittel aus dem Europäischen
Sozialfonds werden uns dabei helfen.
"Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen", so befand einst
Hermann Hesse.
Von Angela Merkel stammt dagegen das Wort: "Mit dem Kopf durch die Wand geht nicht. Da
siegt zum Schluss immer die Wand."
Deren Geometrie wird seit der Bundestagswahl neu vermessen. Ich denke, es spricht
einiges dafür, die zur Stärkung der Wachstumskräfte in Deutschland notwendigen Schritte
zwar entschlossen und nachhaltig, zugleich aber unter Wahrung der sozialen Balance
anzugehen, um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu sichern. Dazu gehört für mich
auch, dass ein kommender Aufschwung alle erreicht!
Eine steuerliche Entlastung der Familien mit Augenmaß, eine wirksame Reform des
Gesundheitswesens zur Dämpfung der Lohnzusatzkosten und mittelstandspolitisch
gebotene Korrekturen der Unternehmen- und Erbschaftsteuerreform – das alles sind
Maßnahmen, mit denen unser Land aus der aktuellen Krise herauswachsen und
Wachstums- und Beschäftigungschancen der Zukunft ergreifen kann. Das ist es, worauf es
ankommt! Das vor Weihnachten verabschiedete Wachstumsbeschleunigungsgesetz ist
daher ein erster wichtiger Schritt, mit dem unter Begleitung von viel Theaterdonner die neue
Bundesregierung Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit beweist. Gradmesser für die
Bewertung der Regierung wird letztlich sein, ob sie ihre im Koalitionsvertrag niedergelegten
Absichten in den kommenden Jahren mit guten Ergebnissen krönt. Mut beweist die
Regierung mit ihrem Ansatz, den schwierigen Spagat zwischen Steuerentlastung und
Haushaltskonsolidierung zu bewältigen.
In Zeiten rekordhoher Staatsverschuldung die Löcher in den öffentlichen Kassen nicht durch
Steuererhöhungen, sondern mit mehr Wachstum durch steuerliche Entlastungen zu stopfen,
ist eine Gratwanderung nicht ohne Risiko. Aber, meine Damen und Herren, eine nachhaltige
Konsolidierung wird es nicht geben können ohne Wachstum. Nachhaltiges Wachstum ist
aber mit geringer Steuerbelastung eher wahrscheinlich als mit hoher! Zu einer
grundlegenden Steuerreform gehört für mich vor allem die Vereinfachung unseres
Steuersystems. Der geplante Umbau des Steuertarifs zu einem Stufentarif – insbesondere
von der FDP und unserem früheren Wirtschaftssenator und Bundestagsabgeordneten Uldall
verfochten – wäre dazu ein wichtiger Beitrag. Ein Stufentarif entschärft den sogenannten
Mittelstandsbauch und bietet einen hervorragenden Ansatz zur Beseitigung der "kalten
Progression". Dazu müsste der Stufentarif nur regelmäßig der Inflationsrate angepasst
werden. So würde verhindert, dass die Steuerbelastung für den Einzelnen schon allein
aufgrund der Geldentwertung zunimmt. Im übrigen wäre es auch ein taugliches Instrument,
die Staatsquote unter Kontrolle zu halten.
Unsere weitsichtigen Hamburger Volksvertreter in Berlin werden sich diesen Vorschlag
sicher sofort zu eigen machen! Oder?
Michelangelo wurde einst gefragt, wie er seinen wunderbaren David habe schaffen können.
Er hat geantwortet: "Ich habe nur das Zuviel an Marmor weggenommen." Ein schöner
Gedanke! Unser Staat sieht dagegen eher aus wie Goliath oder ein David, der durch ein
Zuviel an Normen und Regeln zuviel unnötiges Gewicht auf die Waage bringt.
Was die erforderliche Reduzierung der Bürokratiekosten betrifft, so stimmen mich die
Absichten der Koalition zuversichtlich. Die Bundesregierung bekennt sich eindeutig dazu,
die Kostenbelastung der Wirtschaft durch Informationspflichten, die sich auf rund 50
Milliarden Euro im Jahr belaufen, bis 2011 per saldo um 25 Prozent zu reduzieren.
Bürokratieabbau ist wie ein Wachstumsprogramm zum Nulltarif! Bestärken wir die
Regierenden darin, diese Wachstumschance zu nutzen! Notwendig ist auch eine
unbürokratische Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie in Bezug auf die Einrichtung
des sogenannten Einheitlichen Ansprechpartners. Er soll Gründer und Unternehmen aus
ganz Europa vor Ort bei der Unternehmensgründung und Genehmigungserfordernissen
unterstützen.
Die Rolle dieses One-Stop-Shops übernimmt in Hamburg unsere Handelskammer im
Verbund insbesondere mit der Handwerkskammer. Dies sorgt für größere Sachnähe als
wenn diese Aufgabe bei einer staatlichen Stelle verortet worden wäre. Unsere
Handelskammer freut sich auf diese Aufgabe, und wir werden alles tun, sie effizient,
praxisnah und kostengünstig zu erfüllen. Ich danke Ihnen, Herr Bürgermeister von Beust,
dass Sie diese Chance zur Verwaltungsvereinfachung und Kundenorientierung ergriffen und
durchgesetzt haben.
Unsere Wirtschaft braucht eine Energieversorgung, die Versorgungssicherheit bietet, zu
wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar und zugleich klimaschützend ist. Dabei stellen die
fossilen Energieträger und die Kernenergie aus meiner Sicht zur Zeit unverzichtbare
Überbrückungstechnologien dar, bis die Frage der Speicherfähigkeit der erneuerbaren
Energien so effektiv gelöst ist, dass deren Anteil im Energiemix weiter erhöht werden kann.
Bis dahin werden wir auch um eine Lösung der Endlagerproblematik nicht umhinkommen.
Mit den Aktivitäten der Wasserstoffgesellschaft in Hamburg, die in diesem Jahr ihr
20jähriges Bestehen feiern konnte, fördern wir die Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie, die einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der
Speicherproblematik bei den erneuerbaren Energien leisten kann.
Mit den erneuerbaren Energien sind große Wachstumschancen für den Wirtschaftsstandort
Norddeutschland verbunden.
Als Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Industrie- und Handelskammern, kurz IHK Nord,
fordern wir deshalb, den land- und seeseitigen Anschluss der geplanten Offshore-
Windenergieparks sicherzustellen, notwendige Netzkapazitäten auszubauen und die für die
Logistik erforderliche Infrastruktur in den norddeutschen Häfen zu schaffen. Dies muss einfließen in einen "Masterplan Energie", den vorzulegen die Bundesregierung angekündigt
hat.
Wenden wir unseren Blick der Stimmung in der Hamburger Wirtschaft zu, so belegen die
Ergebnisse der Konjunkturumfragen unserer Handelskammer eine Verbesserung. Die
Investitions- und Personalpläne sind aber nach wie vor sehr zurückhaltend. Auch in
Hamburg müssen wir daher mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen, obwohl sich der
Arbeitsmarkt derzeit noch relativ robust zeigt. Daran hat natürlich die Kurzarbeit ihren Anteil.
Ich denke aber, dass unsere Unternehmen mit dem Thema Personalabbau insgesamt sehr
verantwortlich umgehen. Das geschieht sicher auch im wohlverstandenen eigenen
Interesse, um Fachkräfte im Unternehmen zu halten.
Die Konjunkturpakete des Bundes und Hamburgs haben die Entwicklung zu einem Gutteil
stabilisiert, wobei diese Maßnahmen sich vor allem im kommenden Jahr auswirken werden.
Beim Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Stadt stehen vor allem die maritime
Wirtschaft und unser Hafen vor großen Herausforderungen. So liegt der Gesamtumschlag
2009 um rund 23 Prozent, der Containerumschlag um knapp 30 Prozent unter dem Vorjahr.
Dabei fiel dieser Umschlagsrückgang höher aus als in den Konkurrenzhäfen wie Rotterdam,
Antwerpen oder Zeebrügge. Um so wichtiger ist es, unsere Rolle als Welthafen mit zentraler
Bedeutung für Mittel- und Osteuropa sowie für die Ostseeregion zu verteidigen und bei
einem verschärften Wettbewerbs- und Kostendruck die Grundlage für künftiges Wachstum
zu schaffen. Ich begrüße daher das Preissignal, das alle an den Hafenanlaufkosten
beteiligten Akteure – von der Hamburg Port Authority über die Lotsen bis hin zu allen
Hafendienstleistern – vor wenigen Wochen in die Märkte ausgesendet haben. Diese
konzertierte Aktion hat bewiesen, dass unser Hafen gerade in Zeiten der Krise Einigkeit und
Handlungsfähigkeit beweist. Ich beglückwünsche Sie, Herr Senator Gedaschko, zu diesem
Erfolg, zu dem selbstverständlich viele beigetragen haben, nicht zuletzt auch etwas unsere
Handelskammer.
Ähnliches gilt für den gemeinsam errungenen Durchbruch in der Frage der Auflösung der
Freizone im Hafen, unter der Bedingung, dass künftig der Zoll zu den Kunden kommt.
Zur Zukunftssicherung des Hafens muss die zügige Umsetzung der Fahrrinnenanpassung
der Unterelbe oberste politische Priorität erhalten. Auch der Bundesverkehrsminister hat
jüngst zum Ausdruck gebracht, dass es sich dabei um eine Angelegenheit von nationaler
Bedeutung handelt. Ich wiederhole es daher noch einmal vor dieser Versammlung: Die bei der Fahrrinnenanpassung eingetretene Verzögerung bis zum Jahr 2011 muss das letzte
Wort in dieser Sache sein!
Ich begrüße es, dass in der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung vereinbart wurde,
neben der seeseitigen auch die landseitige Erreichbarkeit der deutschen Seehäfen zu
stärken.
Dazu gehört für uns insbesondere der Bau der Hafenquerspange und der Y-Trasse im
Schienenverkehr. Ihre Finanzierung muss sichergestellt und sie müssen zügig realisiert
werden. Wir haben in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, bis zu 30 Prozent der
Verkehrswegeinvestitionen aus der Verteilung nach Länderquoten herauszunehmen und
schwerpunktmäßig für Verkehrsprojekte von nationaler Bedeutung einzusetzen.
In Hamburg selbst halten wir erfreulicherweise daran fest, den Ausbau des Hafens
fortzusetzen, wobei unsere Rolle als Universalhafen zunehmend in den Mittelpunkt rückt.
Wir sind klug beraten, die Wachstumspause zu nutzen, um Investitionsrückstände
aufzuholen.
Eine tragende Säule der Hamburger Wirtschaft ist auch die Industrie, die mit ihren
Produkten vielfach Ausgangspunkt für Handel, Logistik und Dienstleistungen ist.
Industriebetriebe bilden einen wichtigen Teil der stark wachsenden Gesundheitswirtschaft,
deren Teilnahme am Wettbewerb "Gesundheitsregion der Zukunft" die Zusammenarbeit
aller Akteure stark vorangebracht hat. Die Gründung der gemeinsam durch Senat und
Wirtschaft getragenen "Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH" steht für das Erfolgskonzept
Public-Private-Partnership.
Aber auch in den Clustern Life Science, Luftfahrt, Logistik und Medienwirtschaft wird
wertvolle Arbeit geleistet. Aber vergessen wir nicht: Die Mehrzahl der Unternehmen lässt
sich keinem dieser Cluster zuordnen. Auch sie verdienen besonders die Fürsorge unserer
Wirtschaftspolitik.
Zur Stärkung des Einzelhandels, der sich bislang als erfreulich stabiler Faktor der
Konjunktur erweist, hat das Instrument des "Business Improvement District" bislang
erheblich beigetragen. In Hamburg gibt es derzeit sechs sogenannte BIDs, in denen
Grundeigentümer gemeinsam in die Gestaltung des öffentlichen Raums investieren, um im
Ergebnis die Standortqualität zu verbessern. Weitere sind in Vorbereitung. Das bisher
größte seiner Art in Europa wird das rund 15 Hektar große BID Nikolaiquartier sein, mit dem wir die öffentlichen Räume und Plätze in dem Quartier, in dem sich einst die Wiege
Hamburgs als Kaufmannstadt befand, in mehreren Bauabschnitten bis 2014 komplett in
neuem Glanz erstrahlen lassen wollen.
Kritisch sehen Einzelhändler, die Gastronomie und die Hotellerie das Ausbremsen
etablierter Großevents von hoher wirtschaftlicher Wertschöpfung, wie den Harley Days oder
dem Schlagermove, sowie die Diskussion um Umweltzone und City-Maut. Der Nutzen einer
Umweltzone für die Verbesserung der Luftqualität ist – wie wir aus zahlreichen Studien
wissen – äußerst begrenzt. Sie ist, wie unsere Analyse gezeigt hat, wahrscheinlich kein
geeignetes Instrument zur Lösung eines Problems, welches Hamburg dank sauberer Luft
weitestgehend nicht hat.
Die Einschränkung der Erreichbarkeit der Innenstadt durch Umweltzone oder City-Maut
würde aber die Attraktivität der Innenstadt erheblich schwächen und nachweisbar zu
Umsatzrückgängen führen, denn ein hoher Anteil unserer Innenstadtkunden kommt aus der
Region. Von unserer attraktiven City profitiert nicht zuletzt die Tourismusbranche, die
erfreulicherweise die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt. Mit über 5 Prozent
mehr Übernachtungen verzeichnet Hamburg das stärkste Wachstum im Vergleich der
europäischen Städtedestinationen.
Ich rufe deshalb den Senat zum Verzicht auf eine Umweltzone auf und schlage stattdessen
erneut eine "Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität" nach dem Vorbild der
erfolgreichen Umwelt-Partnerschaft vor, in der sich die Wirtschaft für den Einsatz neuer,
emissionsfreier Antriebe im Straßenverkehr und die weitere Stärkung des ÖPNV in
Hamburg einsetzen wird. Ob dazu allerdings die Stadtbahn der ideale Schritt ist, daran sind
bis zur planungsgemäßen Vorlage der Nutzen-/Kostenanalyse in eineinhalb Jahren Fragen
erlaubt. Ist die Weiterführung der U4 nach Süden und der Ausbau der S4 nach Ahrensburg
nicht mindestens so wichtig? Bedarf es neben U-Bahn und S-Bahn wirklich eines dritten
trassengeführten ÖPNV-Systems? Und sind für eine Millionenstadt – wie verlautbart –
Freiburg und Straßburg wirklich geeignete Benchmarks? Sicher alles schöne Städte mit
schöner Straßenbahn. Aber soweit ich weiß, haben weder Straßburg noch Freiburg ein UBahn-
oder ein S-Bahn-System.
Nicht zuletzt die Vorgänge im Gängeviertel und um die IKEA-Ansiedlung in der Großen
Bergstraße haben eine Diskussion über die Rolle von Künstlern und Kulturszene für die
Stadt- und Standortentwicklung ausgelöst. Unbestritten haben Künstler, Kreative und zum
Teil auch Subkultur nicht nur eine Treiberfunktion für die sogenannte Kreativwirtschaft, sie sind hin und wieder auch Teil erfolgreicher Stadtentwicklung. Dieses kreative Milieu mit
einem gezielten Immobilienangebot durch die neu gegründete Kreativagentur zu
unterstützen, möchte ich deshalb durchaus befürworten. Ich setze dabei voraus, dass die
Szene selbst nicht beabsichtigt, durch subventionierte Dauermietverträge zu einem Cluster
von "Staatskünstlern" zu mutieren. Auf der anderen Seite treiben gerade Investoren die
Entwicklung unserer Stadt voran, machen sie an vielen Stellen attraktiver und stiften neben
privatem auch öffentlichen Nutzen. Während das Gängeviertel es durchaus verdient, als
historischer Gebäudekomplex in seiner Struktur erhalten zu werden, ist der Abriss des
Frappant-Gebäudes in der Großen Bergstraße nun wirklich kein Verlust. Im Gegenteil: Die
nachfolgende Ansiedlung von IKEA ist sowohl architektonisch wie auch
stadtentwicklungspolitisch ein großer Schritt nach vorn, der lang ersehnte Perspektiven für
den ganzen Stadtteil eröffnet. Auch für die Stadtentwicklung gilt: Es gibt kein Grundrecht auf
Stillstand!
Nicht zuletzt geht es bei diesem Thema um das Ansehen Hamburgs als Investitionsstandort.
Zu dessen Anziehungskraft gehört selbstverständlich ein reiches kulturelles Leben. So wie
wir Kulturstadt sind und bleiben, wollen wir auch Stadt für Spitzen- und Breitensport sein.
Hier darf die Stadt nicht wanken! Mit unserer Hamburger SportlerBörse fördern wir die
Vermittlung von Leistungssportlern in Ausbildung und Beruf. So helfen wir ihnen dabei,
Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen.
Unter einem Hut bewegt sich auch die Schwarz-grüne Koalition in Hamburg. Was zunächst
wie eine aus dem Wahlergebnis erwachsene Vernunftehe erschien, erwies sich schon sehr
früh als Partnerschaft, die bislang von hoher, ja fast unheimlicher Harmonie geprägt ist. Wir
waren heute sogar kurz davor, die Sitzordnung dieser 188 Jahre alten Veranstaltung zu
ändern und den Ersten Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin unmittelbar
nebeneinander zu setzen. Ich denke jedoch, für diese Stunde wird es auch so gehen.
Das Bündnis hat sich in der ersten Halbzeit der Legislaturperiode stabil und professionell
gezeigt. Das wünsche ich mir auch für die zweite Hälfte. Aber noch mehr wünsche ich mir
richtige Entscheidungen bei den standortpolitischen Weichenstellungen, die anstehen.
"Einmal geht es sicherlich darum, auch gerade jetzt wirtschaftlich und investiv die
Grundlagen dafür zu sichern, dass wir dann, wenn es bergauf geht, auch wieder ganz vorne
mit dabei sind. Das heißt, wir dürfen jetzt nicht die Hände in den Schoß legen und erst,
wenn es wieder losgeht, entscheiden, was zu tun ist." Dies hätten meine Worte sein können.
Es waren aber Ihre, sehr geehrter Herr Bürgermeister von Beust, die Sie anlässlich des
diesjährigen Überseetages gesprochen haben. Und ich füge hinzu: Bleiben Sie dabei! Mit dem Leitbild der Wachsenden Stadt war die Aufbruchstimmung geweckt und die
Wachstumsstrategie vorgegeben, die uns in den vergangenen Jahren als Standort so nach
vorn gebracht hat. Der Hinweis sei erlaubt, dass dieses Leitbild neben steigender
Wertschöpfung und zunehmender Einwohnerzahl auch Lebensqualität und ökologische
Zielsetzungen mit einbezog.
So wären wir froh, dieses Leitbild unter dem Motto "Hamburg. Wachsen mit Weitsicht"
wiederzufinden. Dass man mit möglichst viel Weitsicht plant, ist für jeden hanseatischen
Kaufmann eine Selbstverständlichkeit. Doch allen Ankündigungen zum Trotz harrt das
Leitbild seither der konkreten Ausfüllung. So droht der Elan langsam zu versiegen,
stattdessen braucht er neue Anschübe. Dies wird – aus meiner Sicht – die große Aufgabe
der zweiten Hälfte der Legislaturperiode sein. Lassen Sie mich deshalb auf einige Gebiete
eingehen, die für die Zukunftssicherung des Standortes von zentraler Bedeutung sind. Dabei
geht es
- erstens um die finanzielle Handlungsfähigkeit Hamburgs,
- zweitens um notwendige Weichenstellungen in Bildung, Wissenschaft und Forschung
und
drittens um ausreichende Bereitstellung von Infrastruktur.
Beginnen wir mit den Finanzen. Im Vergleich zur mittelfristigen Finanzplanung rechnet der
Senat bis 2013 mit Steuermindereinnahmen von etwa 6 Milliarden Euro. Zum Ausgleich
sollen für rund 6 Milliarden Euro neue Kredite aufgenommen werden. Dies ist verbunden mit
einer Tilgungsautomatik, die bei Konjunkturerholung und wieder steigenden
Steuereinnahmen einsetzt. Die zusätzlichen Zinsen der Neuverschuldung sollen durch
Einsparungen aus dem laufenden Haushalt erbracht werden. Hier erkenne ich ausdrücklich
den Ehrgeiz an, sehr geehrter Herr Senator Dr. Freytag, die Schuldenspirale nicht weiter zu
drehen, sondern wirkliche Einschnitte bei den konsumtiven Ausgaben vorzunehmen; seien
es Verwaltungskosten, der Personalbestand oder auch Absenkungen mit Augenmaß im
Sozialhaushalt. Mit den beschlossenen Konsolidierungsschritten kann es gelingen, die
laufenden Ausgaben des Hamburger Haushaltes einigermaßen im Griff zu behalten und die
Kraft für eine unverminderte Investitionstätigkeit der Stadt zu sichern.
Meine Damen und Herren, die Wirtschaftspolitik von morgen wird maßgeblich durch die
Finanzpolitik bestimmt, aber auch durch die Schulpolitik von heute. Um diese zu beurteilen,
können wir seit einigen Monaten erfreulicherweise auf den langersehnten ersten Bericht der
von uns über Jahre geforderten Schulinspektion zurückgreifen. Dort heißt es wörtlich: "Rund 90 Prozent der festgestellten Qualitätsunterschiede des Unterrichts liegen innerhalb der
jeweiligen Einzelschule. Nur rund fünf Prozent der Qualitätsunterschiede lassen sich auf die
Schulform zurückführen. Unterricht kann entsprechend an jeder einzelnen Schule sehr gut
gelingen, jedoch auch misslingen – unabhängig davon, ob es sich um Haupt- und
Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium handelt." Fragt man sich, wie dies möglich ist,
so liest man zwei Seiten weiter: "So finden regelmäßige Unterrichtsbesuche durch die
Schulleitung mit dem Ziel der Qualitätskontrolle eher selten statt." Ende des Zitats.
Damit wird nun schwarz auf weiß und zudem amtlich bestätigt, dass über den Bildungserfolg
für das einzelne Kind weniger die Schulform entscheidet – diese Diskussion führt in eine
Sackgasse –, sondern – und das ist das eigentliche Thema! – die Qualität im
Klassenzimmer! Um diese zu verbessern, wäre der konsequente Ausbau des schulischen
Qualitätsmanagements erforderlich. Das hieße zum Beispiel mehr Binnendifferenzierung,
schulinternes Benchmarking, Ausbau des internen Beurteilungswesens und der
Inspektionsdichte.
Eingedenk der ausgestreckten Hand des SPD-Landesvorsitzenden Scholz würde ich mir
wünschen, wenn die derzeitigen Verhandlungspartner unter Anleitung der vortrefflich
ausgewählten Moderation von Herrn Dr. Michael Otto dieses Thema der Qualität ins
Zentrum einer Einigung stellten, die einen längerfristigen Schulfrieden schafft. Künftige
Reformen können dabei gar nicht behutsam genug angegangen werden, insbesondere
benötigen sie genügend Zeit und keinesfalls ein "zuviel auf einmal".
Gerade bei der Frage der Primarschule bedarf es eines Aufeinanderzugehens statt eines
Alles-oder-Nichts auf beiden Seiten. Im Kern geht es doch um die Frage: Wie sollen das 5.
und 6. Schuljahr aussehen und wer hat Einfluss darauf? Frau Senatorin Goetsch, wenn Sie
es mit der Individualisierung des Unterrichts ernst meinen, dann werden Sie auch und
gerade in diesen Klassenstufen musische, humanistische und andere Profilbildungen
ermöglichen wollen und dann kann es nur gut sein, wenn die weiterführenden Schulen
darüber mitbestimmen dürfen. Eine Schule, die diese Bedingungen erfüllt, können Sie gerne
Primarschule nennen.
Auch über den Erfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen
Elternhäusern entscheidet nicht die Überschrift über dem Schulgebäude. Wo die
Elternhäuser nicht unterstützen können, da hilft nur die echte Ganztagsschule. Damit meine
ich nicht die teilweise improvisierte Ganztagsschule von heute, sondern die mit geregeltem
Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung. Wir würden damit übrigens auch etwas tun für die so notwendige Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Insbesondere auch höherqualifizierten Frauen wird nur so die Vereinbarung von
Kind und Karriere zu ermöglichen sein. Ich fasse in vier Punkten zusammen, wovon ich mir
Schulfrieden erhoffe:
Erstens: Klare Fokussierung auf die Qualität im Klassenzimmer durch Lehrerfortbildung,
Beurteilungswesen, höhere Inspektionsdichte, Benchmarking.
Zweitens: Mehr Zeit für den organisatorischen Wandel – Veränderungen dürfen nur dort
stattfinden, wo alle Vorbereitungen abgeschlossen sind.
Drittens: Die weiterführenden Schulen sollten die Inhalte der Klassenstufen 5 und 6
mitbestimmen und mitgestalten dürfen, um individualisierten Unterricht und Profilbildungen
zu ermöglichen, die später fortgesetzt werden können.
Viertens: Durch mehr echte Ganztagsschulen entwickeln wir unser Gesellschaftssystem
zukunftsgerecht – sowohl aus Sicht der Migranten wie auch aus Sicht all derer, die Beruf,
Karriere und Familie vereinbaren wollen.
Das Ergebnis dieser Bemühungen wäre dann nicht die etwas missverständliche "eine
Schule für alle". Das Ergebnis wäre vielmehr: Selbst wenn sie unter einem Dach stattfindet,
die richtige Schule für jeden!
Von der Schule führt der Weg häufig in die Ausbildung. Unter den aktuellen konjunkturellen
Bedingungen freue ich mich besonders, dass es in 2009 wiederum gelungen ist, in punkto
Ausbildungsplätze ein ganz hervorragendes Ergebnis zu erzielen. Mit 9.354 neu
eingetragenen Ausbildungsverträgen haben wir zum dritten Mal hintereinander die Hürde
von 9.000 neuen Ausbildungsverträgen übersprungen. Die Hamburger Wirtschaft hat damit
auch 2009 jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot auf
einen Ausbildungsplatz oder auf einen Platz im Rahmen der Einstiegsqualifizierung machen
können. Mein herzlicher Dank gilt deshalb den ausbildenden Unternehmen für ihr
Engagement!
Im kommenden Jahr erwarten wir gleich zwei Abiturjahrgänge, die auf die Hochschulen und
den Ausbildungsmarkt zusteuern. Im Bereich der dualen Ausbildung wird dies
voraussichtlich zu rund 1.300 zusätzlichen Bewerbern führen. Im Aktionsbündnis Bildung und Beschäftigung haben alle Kammern gemeinsam mit dem Senat, den Gewerkschaften
und der Agentur für Arbeit vereinbart, zusätzlich 1.300 Ausbildungsplätze einzuwerben. Mit
unserer Kampagne "Hamburg freut sich doppelt" ermutigen wir unsere Betriebe, verstärkt
auszubilden, um die Fachkräfte für die kommenden Jahre zu gewinnen. Viele Unternehmen
haben diese Chance bereits für sich erkannt und angekündigt, die Zahl ihrer
Ausbildungsplätze aufzustocken. Ich appelliere an Sie: Wenn Sie es nicht schon getan
haben, folgen Sie bitte diesem Beispiel!
Ein attraktives Angebot an Seminaren und Lehrgängen der berufsbezogenen Weiterbildung
stellt unser Weiterbildungsunternehmen, die Handelskammer Bildungsservice Gesellschaft,
kurz HKBiS, zur Verfügung, die in diesem Jahr auf 10 Jahre erfolgreiche Tätigkeit
zurückblicken kann.
Neben guter Schule und guter beruflicher Bildung braucht Hamburg eine exzellente
Universität. Zu meinem Bedauern ist die Diskussion um die Exzellenz der Universität von
einigen wenigen Akteuren aus Hochschule und Politik in der Vergangenheit mit starkem
Fokus auf die räumliche Situation und die Standortfrage begonnen worden. Dabei sind
Fragen der Hafen- und Stadtentwicklung ins Spiel gebracht worden, ohne solide
ausgearbeitet zu sein. So mussten wir uns schon fragen, warum die weitere Entwicklung der
Universität vollständig auf dem Gebiet des Kleinen Grasbrooks stattfinden müsse.
Meine Damen und Herren, unsere Universität braucht Anschluss an die Spitze, aber sicher
nicht an seeschifftiefes Wasser. Letzteres brauchen die Firmen der Hafenwirtschaft aber
sehr wohl! Und ein Weiteres sei gesagt: Exzellenz einer Universität entsteht nicht durch
deren Baukörper, sondern durch deren Lehrkörper! Dabei will ich keine Zweifel daran
lassen, dass wir sehr wohl anerkennen, dass die Angehörigen der Universität Anspruch auf
moderne Arbeitsbedingungen haben. Mit unseren Vorschlägen für einen Standort der
Universität Hamburg im Chancendreieck von Universitäts-, Hafen- und Stadtentwicklung
haben wir nach den Möglichkeiten für eine Win-Win-Win-Situation gesucht: für die
Universität, für den Hafen, für die Stadtentwicklung.
Wir haben dabei aufgezeigt, dass eine zukunftsgerechte und attraktive Entwicklung der
Universität auch am derzeitigen Standort in Rotherbaum möglich ist. Für den Standort
Rotherbaum spricht insbesondere das gewachsene Milieu. Dass die von der
Wissenschaftsbehörde ausgewählten Gutachter von gmp unsere Vorschläge bemängeln,
kann dabei niemand verwundern, denn sie sind zugleich Verfasser der Grasbrook-Planung. Der Schiedsrichter, den die Behörde ausgesucht hat, ist also Mitglied der gegnerischen
Mannschaft.
Eine unparteiische Bewertung wünschen wir uns auch für unseren alternativen Vorschlag,
die Universität, so sie denn in Gänze verlagert werden soll, auf dem Gelände des
Großmarktes am Klostertor anzusiedeln. Es handelt sich dabei um einen Standort, der alle
Anforderungen der Universität erfüllt und hohes Potenzial für die Stadtentwicklung bereithält,
ohne die Hafenentwicklung zu behindern.
Der Großmarkt wiederum würde ein neues Domizil auf dem Gelände des Überseezentrums
finden, wo er dauerhaft Investitionssicherheit und gleichwertige Rahmenbedingungen
erhielte. Für den Standort Klostertor für die Universität spricht vor allem, dass ein Neubau
zum ersten ein klares Aufbruchsignal für den Wissenschaftsstandort Hamburg liefern würde.
Zum zweiten würde durch die Kombination mit benachbarten Gewerbegebieten ein
Quantensprung im Bereich des Technologietransfers möglich, wie er in Form von
Technologieparks an Standorten wie Aachen und Karlsruhe schon lange realisiert ist.
Sehr geehrte Frau Senatorin Gundelach, Sie haben mir vor kurzem mitgeteilt, dass Sie sich
für eine sachliche und untendenziöse Bewertung der diversen Vorschläge verbürgen und
anderslautende Aussagen in der Dezember-Presse falsch sind. Darauf will ich genauso
bauen, wie auf die Zusage, dass Sie eine Lösung anstreben, die allen Anliegen im
Chancendreieck von Universität, Hafen- und Stadtentwicklung gerecht wird.
Noch eine Anmerkung zum Stichwort Technologietransfer. Unsere Handelskammer setzt
sich seit Jahren dafür ein, den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu stärken.
Der funktioniert – im Hinblick auf die Bedarfe vieler mittlerer und kleiner Unternehmen –
bislang noch nicht optimal, auch weil wegen der sehr unübersichtlichen
Technologietransferlandschaft in Hamburg Unternehmen und Wissenschaftler zu selten
zueinander finden. Mit der wirtschaftsnahen und hochschulübergreifenden
Transfererstanlaufstelle, kurz TES, wollen wir die benötigte Übersicht schaffen. Ich
unterbreite diesen Vorschlag nicht zum ersten Mal und hoffe sehr, dass die auf den Weg
gebrachte Innovationsallianz hierbei endlich zu konkreten Ergebnissen kommt. Hier existiert
kein Erkenntnisproblem, hier besteht eine Umsetzungsaufgabe!
Umsetzung vermelden kann unsere "Hamburg School of Business Administration", die zu
Jahresbeginn durch den deutschen Wissenschaftsrat akkreditiert worden ist. Mit den
anwendungsorientierten Masterstudiengängen Global Management and Governance sowie Business Administration and Honourable Leadership orientieren wir an der HSBA die
Ausbildung von Managern auch an dem Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns. Für beide
Studiengänge hat der VEEK die Schirmherrschaft übernommen und stellt aus seinen
Mitgliedern für jeden Studenten einen Mentor. Herzlichen Dank dafür!
Meine Damen und Herren, auch wer mit Weitsicht wachsen will, braucht Infrastruktur. Als
wachsender Wirtschaftsstandort benötigt Hamburg in allen Teilen der Stadt ausreichende
Flächenreserven als Basis für eine angebotsorientierte Flächenpolitik. Derzeit sind nach
Einschätzung der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung lediglich 40 Prozent
der sofort verfügbaren 110 Hektar Gewerbefläche am Markt auch tatsächlich absetzbar. Im
übrigen sollte die Auszeichnung zur europäischen Umwelthauptstadt 2011 nicht –
sozusagen vorbeugend – zum Argument gegen eine Ausweisung erforderlicher Flächen für
Gewerbe, Wohnen und Verkehr werden.
Ich begrüße ausdrücklich die Entscheidung des Senats, das weitere Verfahren zum Bau des
A7-Deckels, wie seinerzeit von uns gefordert, an sich zu ziehen und hierfür auch einen
straffen Zeitplan aufzustellen. Der Autobahndeckel über der A7 ist ein Paradebeispiel für die
Ausfüllung des Leitbildes "Wachsen mit Weitsicht". Denn damit sichert der Senat das
Wachstum unserer Stadt ab und fördert zugleich die Lebensqualität. Frau Senatorin Hajduk:
"Sie haben mit dieser klugen Entscheidung Mut und Weitsicht gezeigt."
Beim Thema Verkehrsinfrastruktur gehört für uns zu den wichtigsten Maßnahmen weiterhin
die Hafenquerspange, die ich im Zusammenhang mit der Entwicklung unseres Hafens
bereits erwähnt hatte. Die vom Senat bevorzugte Südtrasse, für die sprachlich die
Bezeichnung Hafenrandspange zutreffender wäre, hat dabei das eine oder andere
Fragezeichen in der Wirtschaft hinterlassen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass diese
Südtrasse bei der Bevölkerung auf der Elbinsel konsensfähiger ist, als es bei der vorher
geplanten Trasse der Fall war. So sind Sie, Frau Senatorin Hajduk, bei einer öffentlichen
Veranstaltung schon als "Grüner Boxhandschuh der Handelskammer" bezeichnet worden.
Wie dem auch sei: Sie müssen auf jeden Fall dranbleiben, denn wir werden auf keinen Fall
das Handtuch werfen! Wir werden das weitere Verfahren konstruktiv begleiten, weil für uns
der Grundsatz gilt: Realisierung geht vor Trassierung!
Die erforderliche Infrastruktur in unserer Stadt ist das eine. Genauso wichtig für uns ist der
Infrastrukturausbau in der Region, in die wir eingebunden sind. Gemeinsam mit der IHK
Schleswig-Holstein und der IHK Stade haben wir mit dem Positionspapier "Industriegebiete
im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste!" Entwicklungsperspektiven für die Region entlang der Unterelbe aufgezeigt. Angesichts einer immer größeren
Störanfälligkeit der zudem eher teuren Landverkehrsträger sehen wir große Chancen für die
Entwicklung der Unterelbe-Region mit dem Wachstumskern Hamburg – als Standort für
Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit hohen Importen an Vorleistungen und
hohen Exporten an Fertigwaren. Dafür sind neue Gewerbeflächen auch für die industrielle
Nutzung mit Zugang zu seeschifftiefem Wasser in den vorhandenen Seehäfen und in deren
Nähe auszuweisen.
Die Ratifizierung des Staatsvertrages über den Bau einer festen Querung über den
Fehmarnbelt schließlich ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem nordeuropäischen
Wachstumskorridor. Der Brückenschlag zwischen den Kraftzentren Hamburg und
Kopenhagen/Malmö ist mehr als ein Verkehrsprojekt. Er bietet die einmalige Chance, die
wirtschaftlichen Gewichte in Europa ein Stück nordwärts zu verschieben.
Generell gilt – davon bin ich überzeugt – dass wir gerade hier im Norden Deutschlands und
Europas noch stärker in Clustern und in Wirtschaftsräumen denken müssen. Da
diesbezügliche Kooperationsbemühungen zwischen dem Hamburger Senat und der
Landesregierung in Kiel augenscheinlich einen neuen Impuls benötigen, haben wir mit der
IHK Schleswig-Holstein Vorschläge für eine Cluster-Politik beider Bundesländer vorgelegt.
Auf diesem Feld können beide Landesregierungen schnelle und wirksame
Wirtschaftsförderung betreiben, die dem gemeinsamen Wirtschaftsraum zugute käme.
Zu dieser Zusammenarbeit im Norden gibt es angesichts der weltweiten Herausforderungen
keine Alternative, und ich fordere alle Kräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf,
dieser gemeinsamen Verantwortung gerecht zu werden.
Dessen eingedenk danke ich dem Senat und seinem Präsidenten, den Abgeordneten des
Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments, der Bürgerschaft und der
Bezirksparlamente, den Behörden des Bundes und der Freien und Hansestadt Hamburg
sowie den Organen der Justiz für die intensive und konstruktive Zusammenarbeit im
vergangenen Jahr.
Ich danke ebenso dem Konsularischen Corps, den Kirchen, der Bundeswehr, der Polizei,
den Verbänden, den Kammern, den Gewerkschaften und den Medien.
Unter dem wegweisenden Motto "Hamburg stiftet Zukunft" waren unsere Wirtschaftsjunioren
im Frühjahr Gastgeber der Hanseraumkonferenz 2009. Mit diesem "Gipfeltreffen des norddeutschen Unternehmernachwuchses" haben sie unseren Wirtschaftsstandort und
unsere Stadt gegenüber rund 700 jungen Unternehmern und Führungskräften aus ganz
Norddeutschland hervorragend präsentiert. Dafür spreche ich ihnen Dank und Anerkennung
aus.
Mit dem Blick nach vorn gilt es für uns, die aktuelle Krisenbewältigung mit einer
Zukunftsorientierung zu verbinden, mit der es gelingt, sich den Herausforderungen des
internationalen Wettbewerbs erfolgreich zu stellen. Orientieren wir uns dabei an den Worten
des spanischen Philosophen Ortega y Gasset, die da lauten: "Möglichkeiten werden nicht
von selbst zu Wirklichkeiten. Jemand muss sie durch seiner Hände Arbeit oder durch sein
geistiges Ringen um sie und durch seine Hingabe erst zur Wirklichkeit machen."
Nutzen wir daher mit Ideen und Tatkraft die sich eröffnenden Chancen, nehmen wir die
richtigen Weichenstellungen vor und machen wir das Machbare möglich. Vergleichen wir
die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, mit jenen, welche sich die Menschen
vor 60 Jahren zur Zeit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber sahen,
dann hat sich auch damals keiner davon abhalten lassen, das Notwendige zu tun. Tun wir
ebenso das Notwendige. Tun wir es für unsere Firmen und für unsere Stadt und vor allem
für die Menschen, die hier leben!
Ich wünsche Ihnen und den Ihrigen ein gesundes, erfolgreiches und glückliches Jahr 2010.
- Es gilt das gesprochene Wort -