Gelesen von Bernd P. Holst
Der Ruf nach staatlicher Unterstützung für Industriebranchen, die
als Folge der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise unter
Druck geraten sind, wird immer lauter. Trotz der strengen Regeln
des EU-Binnenmarkts scheint die industriepolitische
Marktbeeinflussung durch den Staat wieder ein wichtiges
Instrument zum Schutz nationaler Unternehmen und Branchen zu
werden.
Unter der Federführung von Rechtsanwalt Reinhold Kopp,
Wirtschaftsminister a.D., ist ein Thesenpapier des Managerkreises
der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Analyse und Entwicklung der
europäischen Industriepolitik entstanden. Darin fordern die
Autoren eine gemeinschaftliche und wettbewerbsorientierte
Industriepolitik, die sich absetzt von nationalen Egoismen und
Verzerrungen durch nationalstaatlich motivierte Interventionen.
Das Thesenpapier plädiert für eine Erweiterung der
industriepolitischen Kompetenzen der EU-Kommission. Das Ziel muss
die Entwicklung einer gemeinschaftlichen Architektur für eine
europäische Industriepolitik sein. Die industriepolitische
Steuerung muss sich strikt an den ordnungspolitischen Vorgaben
des Wettbewerbsrechts und ordnungspolitischen Prinzipien des
Binnenmarkts halten.
Nationalstaatliche Politiken können nicht ersetzt werden.
Stattdessen soll der durch die Lissabon-Strategie angestoßene
Harmonisierungsprozess fortgeführt und vertieft werden. In diesem
Zusammenhang obliegt der EU-Kommission die Aufgabe der zentralen
Steuerung und Umsetzung der zwischen den Mitgliedsstaaten und der
Kommission vereinbarten Ziele.
Zusätzlich empfiehlt der Managerkreis der Friedrich-Ebert-
Stiftung die Förderung einer europäischen Managementkultur nach
Vorbild der französischen Wirtschaftselite. Eine größere
Durchlässigkeit zwischen Staat und Wirtschaft bietet die
Möglichkeit, eines besseren gegenseitigen Verständnisses der
jeweiligen kulturellen und wirtschaftlichen Kontexte. Dadurch
besteht eine verbesserte Teilnahme von Führungskräften am
politischen Geschehen.
Letztlich muss es darum gehen die Wettbewerbsfähigkeit des
europäischen Wirtschaftsraum für die Zukunft zu sichern und ein
ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu
erreichen.
Das Papier finden Sie auf der Mangagerkreis-Webside unter:
http://www.managerkreis.de/media/MK_EuropaeischeIndustriepolitik_2009.pdf