EUROPAMANIFEST DER SPD FÜR DIE WAHLEN ZUM EUROPÄISCHEN PARLAMENT 2009
Für ein starkes Europa!
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat heute in Berlin ihr
Europamanifest für die Wahlen zum Europäischen Parlament 2009
verabschiedet. Das vollständige Europamanifest finden Sie unter:
- Der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wollen wir eine
europäische Sozialunion in gleichem Rang zur Seite stellen.
- Wir fordern einen europäischen sozialen Stabilitätspakt mit
gemeinsamen europäischen Zielen und Vorgaben für Sozial- und
Bildungsausgaben gemessen an der jeweiligen wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten.
- Wir wollen, dass sämtliche EU-Rechtsakte auf ihre sozialen Folgen
für die Menschen in Europa überprüft werden.
- Mit einem europäischen Pakt gegen Lohndumping wollen wir dafür
sorgen, dass in allen EU-Mitgliedstaaten existenzsichernde
Mindestlöhne gelten. Wir wollen, dass auch in Deutschland ein
gesetzlicher Mindestlohn gilt.
- Wir wollen die Institutionen der EU an soziale Standards und
Rechte binden. Deshalb machen wir uns für eine soziale
Fortschrittsklausel im EU-Primärrecht stark und wollen die
EU-Entsenderichtlinie verbessern und erweitern. In Europa muss gelten:
gleiche Lohn- und Arbeitsbedingungen für gleiche Arbeit am gleichen
Ort!
- Wir wollen gute Arbeit umfassend als Leitprinzip für die
Europäische Union verankern. Dazu wollen wir die Rechte der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer europäisch weiter ausbauen,
insbesondere auch ihr Recht auf Mitbestimmung im Unternehmen.
- Mit einer ambitionierten Politik für Gleichstellung und gegen
Diskriminierung wollen wir Europa zu einem diskriminierungsfreien Raum
der Chancengleichheit machen.
- Für öffentliche Dienstleistungen der Daseinsvorsorge wollen wir
mehr europäische Rechtssicherheit schaffen. Sie dürfen nicht einem
einseitigen Zwang zur Liberalisierung ausgesetzt werden.
FÜR BESCHÄFTIGUNG, QUALITATIVES WACHSTUM UND ÖKOLOGISCHEN
FORTSCHRITT IN EUROPA!
Als Antwort auf die internationale Finanzmarktkrise und ihre Folgen
auch für die reale Wirtschaft plädieren wir für eine starke gemeinsame
europäische Politik zur nachhaltigen Förderung von Wachstum und
Beschäftigung in Europa. Wirtschaft, Arbeit und Umwelt sind dabei für
uns keine Gegensätze, sondern gehören zusammen.
- Wir wollen die wirtschafts- und finanzpolitische Koordinierung auf
Ebene der EU, vor allem in der Eurogruppe, deutlich verbessern und
stärker auf das gemeinsame Ziel der Beschäftigungsförderung
ausrichten.
- Wir brauchen Vorfahrt für Beschäftigung in Europa und schlagen
deshalb einen Europäischen Zukunftspakt für Arbeit vor. Alle
europäischen Programme sind auf ihre beschäftigungsfördernde Wirkung
zu prüfen.
- Wir fordern eine neue europäische Offensive zur Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der kleinen und mittleren
Unternehmen und des Handwerks in Europa, mit erleichtertem Zugang zu
Krediten und dem weiteren Abbau von bürokratischen Lasten im
europäischen Binnenmarkt.
- Wir fordern verstärkte europäische Investitionen in Innovation,
Forschung und Entwicklung sowie in eine zukunftsfähige europäische
Infrastruktur, etwa in die Energienetze oder die Breitbandversorgung.
- Wir wollen auch in Europa eine ökologische Industriepolitik
durchsetzen. Dazu brauchen wir eine europäische Forschungsoffensive
bei Umwelttechnologien und erneuerbaren Energien.
- Wir wollen Europas Vorreiterrolle im internationalen Klima- und
Umweltschutz festigen und weitreichende Klimaschutzziele durchsetzen.
FÜR EINE NEUE EUROPÄISCHE UND INTERNATIONALE FINANZMARKTARCHITEKTUR!
Die internationale Finanzmarktkrise ist ein mahnendes Beispiel für
den Schaden, der für das Gemeinwohl entsteht, wenn Märkte unreguliert
sich selbst überlassen bleiben. Die Marktideologie von Konservativen
und Liberalen ist damit endgültig gescheitert. Wir wollen eine neue
europäische und internationale Finanzmarktarchitektur mit klaren
politischen Verkehrsregeln durchsetzen.
- Wir wollen die Banken- und Finanzmarktaufsicht europäisch und
international weiter stärken. Der Internationale Währungsfonds (IWF)
muss dabei zur zentralen Kontroll- und Koordinationsinstanz für die
internationale Finanzwirtschaft gemacht werden.
- Wir fordern strengere Anforderungen und Transparenzvorschriften
für das Risikomanagement und die Eigenkapitalvorsorge von Banken. Auch
wollen wir, dass Risiken zukünftig eindeutig in den Bilanzen der
Finanzinstitute ausgewiesen werden müssen. Bei der Weitergabe von
Kreditrisiken fordern wir, dass Finanzinstitute 20 Prozent des Risikos
selber weiter tragen.
- Wir wollen eine stärkere Aufsicht und Kontrolle hochspekulativer
Finanzprodukte. Schädliche Leerverkäufe müssen europäisch und
international verboten werden.
- Die Bedeutung von Ratingagenturen muss herabgesetzt werden. Hedge
Fonds und Private Equity Fonds müssen stärker reguliert, Steueroasen
trockengelegt werden.
- Wir setzen uns für Vergütungssysteme von Managern ein, die sich am
langfristigen Erfolg des Unternehmens orientieren.
- Das bewährte deutsche Bankensystem mit Privatbanken,
öffentlich-rechtlichen Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken wollen
wir erhalten.
FÜR EIN DEMOKRATISCHES EUROPA DER VIELFALT MIT STARKEN
BÜRGERRECHTEN!
Die Selbstbehauptung Europas und der Europäischen Union im ersten
wirklich globalen Jahrhundert setzt politische Handlungsfähigkeit
getragen von demokratischer Legitimität und starken Bürgerrechten
voraus.
- Wir wollen, dass der Vertrag von Lissabon bald in Kraft tritt.
Durch ihn wird die EU demokratischer, handlungsfähiger, bürgernäher
und auch sozialer. Als langfristiges Ziel wollen wir Europa zu einer
demokratisch verfassten Bürgerunion weiterentwickeln.
- Wir wollen den weiteren Aufbau eines europäischen Raumes der
Freiheit, Sicherheit und des Rechts vorantreiben. Die Bekämpfung von
Terrorismus und organisierter Kriminalität muss noch stärker
europäisch koordiniert werden. Dabei müssen die
freiheitlich-demokratischen Bürgerrechte voll gewahrt bleiben.
- Migration wollen wir stärker gemeinsam europäisch regeln. Neben
den ökonomischen Interessen Europas müssen dabei
entwicklungspolitische und menschenrechtliche Aspekte sowie die
Interessen der Herkunftsländer und der Migrantinnen und Migranten
beachtet werden.
- Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa
stellen wir uns mit größter Entschiedenheit entgegen. Wir engagieren
uns für eine demokratisch aufgeklärte Kultur der Einmischung und
bürgerschaftlichen Verantwortung, die kulturelle Vielfalt als Reichtum
begreift.
FÜR EINE STARKE FRIEDENSMACHT EUROPA!
Wir wollen die Identität Europas als globale Friedensmacht weiter
stärken. Ein umfassendes Verständnis von Frieden, Sicherheit und
Entwicklung muss dabei handlungsleitend sein.
- Wir wollen, dass von Europa der Impuls zu einer neuen Ära
multilateraler Kooperation und Entspannung ausgeht. Die großen Mächte
dieser Welt wie die USA, Russland, China oder Indien wollen wir für
partnerschaftliche Lösungen gewinnen.
- Wir wollen die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik
(ESVP) weiter ausbauen und insbesondere ihre zivile Komponente
stärken. Unser langfristiges Ziel ist eine europäische Armee, deren
Einsatz parlamentarisch legitimiert sein muss.
- Wir setzen uns für eine starke europäische Politik für Abrüstung,
Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle im internationalen Maßstab ein.
- Die EU-Erweiterungspolitik wollen wir als erfolgreiche
Friedenspolitik fortführen. Wir unterstützen einen EU-Beitritt der
Türkei, wenn diese die erforderlichen Kriterien voll erfüllt. An der
Beitrittsperspektive der Staaten des westlichen Balkans halten wir
fest.
FÜR EINE FAIRE UND SOZIAL GERECHTE GLOBALISIERUNG!
Zu einem politisch starken und sozialen Europa gehört dazu, dass
sich die Europäische Union als handlungsstarker Akteur in den
internationalen Beziehungen für eine friedliche und sozial gerechte
Gestaltung der Globalisierung stark macht.
- Wir wollen, dass Europa sich für eine Reform der zentralen
internationalen Institutionen einsetzt, vor allem der Vereinten
Nationen, des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Ihre
Handlungsfähigkeit, Repräsentativität und Legitimität sind zu stärken.
- Wir setzen uns für die Stärkung sozialer und ökologischer
Standards im internationalen Maßstab ein, insbesondere auch der
Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
Menschenrechte, soziale und ökologische Standards müssen in
internationalen Handelsabkommen stärker verankert werden.
- Wir wollen dass Europa sein Engagement für eine umfassende,
partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit weiter erhöht. Zu
Europas Verantwortung für eine faire Weltwirtschaft gehört auch, dass
Europa bestehende Zollbarrieren, Handelshemmnisse und Subventionen
weiter abbaut.
Letzte Meldung: Knut Fleckenstein für Hamburg auf Listenplatz 18 der Europaliste nominiert! Die AGS Hamburg-Mitte gratuliert!